Kriminalität begegnet uns im täglichen Leben, und hören wir von Wirtschaftskriminalität, denken wir oft an spektakuläre Fälle mit schillernden Namen wie Wirecard, CumEx und Flowtex. Doch das Risiko, Opfer von Wirtschaftskriminalität zu werden ist größer als wir denken.
Dass ein Mitarbeiter seine Firma – ansässig hier im Ruhrgebiet – um mehrere 100.000 Euro betrog, indem er Elektronikgeräte über Firmenkonten auf dem Schwarzmarkt verkaufte, schaffte es gerade mal auf die Lokalseite. An Beispielen wie diesen wird deutlich, dass Wirtschaftskriminalität nicht nur die großen Unternehmen betrifft – auch im Mittelstand ist sie allgegenwärtig.
Mittlerweile sind mehr als ein Drittel aller Unternehmen in Deutschland davon betroffen. Laut einer Studie von KPMG sind auch 30 % der kleinen Unternehmen direkt geschädigt worden, was 2023 zu einem allgemeinen Rekordhoch der Wirtschaftskriminalität in Deutschland führte. Die allgemeine Wahrnehmung scheint jedoch getrübt zu sein, da mehr als 70 % der befragten Unternehmen das Risiko, Ziel wirtschaftskrimineller Handlungen zu werden, für ihr eigenes Unternehmen nicht als sonderlich hoch einschätzen. Warum existiert diese Divergenz zwischen subjektiver Wahrnehmung und der objektiven Bedrohungslage?
Aus psychologischer Sicht ist zu vermuten, dass wir unbewusst unsere Augen vor möglichen unangenehmen Eventualitäten verschließen. Wirtschaftlich betrachtet werden Sicherheitskonzepte oft als belastende Zeit- und Kostenfaktoren gesehen. Der tatsächliche Aufwand im Falle eines Schadens wird dabei nicht angemessen berücksichtigt. Schaut man sich den wirtschaftlichen Gesamtschaden im Jahr 2022 an, der aus insgesamt 73.114 Fällen von Wirtschaftskriminalität resultierte, betrug dieser gerundet 362.000.000 Euro (ohne Cyberkriminalität).
Sicherheit ist angesichts einer globalisierten Welt, die von Krisen gebeutelt ist, keine rein persönliche Entscheidung mehr. Daher haben Vertreter auf europäischer Ebene im Januar ein Paket zur Wirtschaftssicherheit verabschiedet, in dem fünf Initiativen zur Stärkung der wirtschaftlichen Sicherheit vorgeschlagen werden. Diese beinhalten unter anderem eine EU-Screening-Verordnung, bei der die EU sicherstellen möchte, dass alle Mitgliedstaaten Investitionen aus dem Ausland überprüfen, um die Wirtschaft besser zu schützen. Das betrifft auch Investitionen von EU-Unternehmen, die von Personen oder Unternehmen außerhalb der EU kontrolliert werden.
Mit diesen und anderen Themen beschäftigen wir uns im „meo-Netzwerk Wirtschaftsschutz“. Durch Fachbeiträge und das anschließende Netzwerken werden Erfahrungen geteilt und Empfehlungen ausgesprochen. Als meo-Netzwerk Wirtschaftsschutz der IHK zu Essen möchten wir Transparenz schaffen und den Blick auf das Wesentliche lenken. Wir sind der Überzeugung, dass eine sichere Wirtschaft nur durch regen Austausch und Facettenreichtum an Ideen umsetzbar ist.
Wir möchten Sie recht herzlich einladen, Teil unseres Netzwerks zu werden. Egal ob Jungunternehmer eines Start-Ups oder Geschäftsführer eines mittelständischen Traditionsbetriebs. Der Schutz unserer Wirtschaft beginnt am jeweiligen Standort und funktioniert nur gemeinsam. Weitere Informationen zum Netzwerk finden Sie unter www.meo-wirtschaftsschutz.de.
Autor
Uwe Gerstenberg,
Sprecher des „meo-Netzwerk Wirtschaftsschutz“ und
Geschäftsführender Gesellschafter der consulting plus Holding GmbH
Quellenangaben
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