Am 24. März fand zum 14. mal die gemeinsame Sicherheitstagung vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und der Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft (ASW) unter dem Titel „Wirtschaftsspionage - Eine reale Bedrohung für deutsche Unternehmen“ statt. Aufgrund der pandemischen Situation wurde die Veranstaltung erstmalig im virtuellen Format als Stream für mehr als 300 Teilnehmer aus Wirtschaft, Behörde, Forschung und Pressevertreter angeboten. Die Sicherheitstagung wurde aus dem Future Safe House in Essen übertragen.
„Das Niveau der Spionage ist mit dem aus dem Kalten Krieg vergleichbar“, bilanziert Verfassungsschutzchef Thomas Haldenwang gleich zu Beginn der Veranstaltung in seinem eröffnenden Grußwort und warnt zugleich, dass die Anreize zur Wirtschaftsspionage zukünftig eher noch weiter ansteigen werden. Ein besonderes Augenmerk komme dabei dem Schutz von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Behörden zu, deren Aktivitäten derzeit auf die Bekämpfung der Corona-Pandemie abzielen, führt Haldenwang weiter aus und betont damit die erhöhte Verwundbarkeit von Unternehmen und Behörden durch die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung. ASW-Vorstandsvorsitzender Volker Wagner schloss sich seinem Vorredner an und betonte die Angreifbarkeit von Forschungs- und Entwicklungsdaten, wie etwa bei der Zusammensetzung von Produkten oder Rezepten am aktuellen Beispiel der Corona-Impfstoffe. Doch auch die besondere Kompetenz in Fertigung und Produktion, welche den wohl wichtigsten Bereich der deutschen Wirtschaft betreffe, unterliegt einem besonders hohen Spionagerisiko. Doch nicht erst seit der Coronakrise ist die Wirtschaftsspionage komplexer und tückischer geworden, so sei eine „Privatisierung“ der Ausspähung durch andere Staaten zu beobachten, berichtet BfV-Vizepräsident Sinan Selen, welcher sich zudem dafür ausspricht, neben China und Russland den Blick auf andere Staaten zu weiten. Der Schaden, welchen die deutsche Wirtschaft allein in 2019 durch Spionage und Sabotage erlitten hat, wird vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikationswirtschaft und neue Medien (Bitkom) auf mehr als 100 Milliarden Euro beziffert. Eine solch kritische Lage ist auch von Volker Wagner festzustellen: „Neun von zehn Unternehmen geben an, von Angriffen betroffen zu sein“. Eine gesonderte Betrachtung kam innerhalb der Paneldiskussionen der Teilnehmer aus Wirtschaft, Forschung und Behörde auch dem Thema Homeoffice zu, welches für viele Unternehmen nicht nur eine Chance darstellt, sondern ebenso zur Risikofalle werden kann. „Homeoffice ist ein Angriffssektor, den wir im Blick behalten müssen“, betont Selen und führt zudem weiter aus, dass die Aktivitäten gegnerischer Nachrichtendienste auch im Corona-Jahr erheblich zugenommen hätten. Große Probleme sich vor Wirtschaftsspionage zu schützen haben hierbei kleine Unternehmen und im Besonderen Start-ups, deren innovative Produkte für Konkurrenten anderer Staaten zu einem von hohem Interesse sind, zum anderen mangels geringer finanzieller Ressourcen nicht über ausreichend technische Präventionsmaßnahmen verfügen. „Je kleiner ein Unternehmen, desto größer die Möglichkeit, dass es erfolgreich angegriffen wird“, so Michael Kliching vom Max-Planck-Institut, welcher die Kernproblematik beschreibt.
Der ASW Bundesverband freut sich in diesem Jahr über die hohe Beteiligung an der virtuellen Veranstaltung. Gemeinsam mit dem BfV soll auch in Zukunft die Möglichkeit einer hybriden Teilnahmeform an der Sicherheitstagung geschaffen werden. Als „Funkzentrale“ und Studio diente für die zurückliegende Tagung das Future Safe House in Essen, in welchem der Regionalverband der ASW West e.V. neben anderen Sicherheitsakteuren beheimatet ist. Das Future Safe House ist ein innovatives, zukunftsweisendes Gesamtkonzept, das die Art und Weise, wie man mit zukünftigen Unternehmensrisiken umgeht, neu definiert. Eine Kombination von neuesten Technologien, Expertenwissen und einem qualifizierten Netzwerk schafft die Grundlage, Sicherheitsherausforderungen neu zu denken. Das Haus verfolgt somit nicht nur ein Netzwerk- und Plattformdenken zur Erarbeitung von individuellen Lösungsansätzen in kürzester Zeit, sondern soll zukünftig ebenfalls eine Plattform der Begegnung sowie zur Durchführung von Veranstaltungen darstellen, indem die Sicherheit in der Wirtschaft gelebt wird.
Pressekontakt:
ASW West – Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft West e.V.
Dr. Christian Endreß, Geschäftsführer
Future Safe House
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E-Mail: info@aswwest.de
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Über die ASW West e.V.
Die ASW West – Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft West e.V. bietet eine branchenübergreifende Plattform für einen Informationsaustausch zu sicherheitsrelevanten Herausforderungen der Privatwirtschaft. Durch ein umfangreiches Portfolio an Leistungen fördert der Verband die Kriminalprävention. Zu den Mitgliedern zählen Großkonzerne, kleine und mittelständische Unternehmen sowie Unternehmen der Sicherheitswirtschaft. Der Verband ist Mitglied der Public-Private-Partnership „Sicherheitspartnerschaft NRW gegen Wirtschaftsspionage und Wirtschaftskriminalität“ zusammen mit den Landesministerien des Inneren und der Wirtschaft sowie der IHK NRW. Dabei verfolgt die ASW West – Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft West e.V. ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Die ASW West ist ebenfalls federführend bei der Akademie für Sicherheit in der Wirtschaft AG (kurz: ASW Akademie AG), einer Aus- und Weiterbildungsakademie im Bereich des Wirtschaftsschutzes. Weitere Informationen unter www.aswwest.de
Quelle: ASW West e.V.
Bild 1: Essens Beigeordneter Christian Kromberg im Gespräch mit Moderator Michael Götschenberg und Unternehmensvertretern
Bild 2: ASW Bundesvorsitzender Volker Wagner und BfV Vizepräsident Sinan Selen bei der virtuellen Pressekonferenz